14/3/2015
Von Peter Tiede und Liana Spyropoulou, Athen
Athen ringt um einen neuen Rettungsansatz vor dem drohenden Staatsbankrott. Nur einer sitzt heute nicht mehr mit am Tisch – und seine Rückkehr ist fraglich
Schicksalsstunden in Athen: Um 13 Uhr wurde kurzfristig ein neues Krisentreffen wegen der katastrophalen Finanzlage angesetzt.
Nur einer sitzt nicht am Tisch der Mächtigen, offiziell, weil er sich am Comer See aufhält: Yanis Varoufakis (53), der umstrittene Finanzminister.
Inoffoziell, so interpretieren es zumindest griechische Beobachter, weil er nicht mehr zu den Mächtigen zählt, weil er die Gunst und das Vertrauen von Regierungschef Alexis Tsipras (41) verloren hat.
Im Klartext: Varoufakis steht vor dem Scheitern!
So schnell kann es gehen: Nur 46 Tage nach seinem Amtsantritt ist beim Shooting-Star der griechischen Linksaußen-Rechtsaußen-Koalition die Luft raus.
Der Lack ist ab, politisch und auch als politischer Rock-Star mit dickem Motorrad, schöner Frau und Ledermantel – die Griechen haben genug.
Varoufakis hat zu dick aufgetragen.
Regierungschef Alexis Tsipras hat seinen Polit-Star entmachtet! Gegenüber der Euro-Zone sogar auf ganzer Linie: Der ruppige Finanzminister muss die Euro-Kontrolleure wieder in sein Ministerium lassen – und ihnen ein eigenes Büro herrichten! Dabei hatten Tsipras und Varoufakis die Troika direkt nach der Wahl Ende Januar aus dem Land geworfen – und dies als Akt der Befreiung gefeiert.
Für Varoufakis ist damit die politische Demütigung komplett:
Zuerst hat Tsipras Varoufakis für die aktuellen Verhandlungen mit den Euro-Finanzministern aus dem Spiel genommen. Von seinen Euro-Kollegen wollte kaum noch einer mit ihm reden, zudem machte selbst der slowakische Finanzminister schon Witze über die Qualität von Varoufakis’ Arbeit. Über dessen letztes Schreiben an seine Kollegen urteilte der Slowake ironisch: Das sei ja interessant fürs Feuilleton, sehr schön geschrieben – aber er sei ja wohl Finanzminister und vermisse Zahlen.
Die Konsequenz: Die Gespräche über die nötigen Schritte bis zum Ende der Hilfsfrist für Griechenland Ende Juni führt in Wirklichkeit längst Gannis Dragasakis (68) – der Vize-Premierminister. Varoufakis solle sich eher um strategische Planungen kümmern.
Und nun muss Varoufakis auch noch eine komplette Demütigung hinnehmen – die allerdings den Rest Europas freuen dürfte: Er muss die Troika – die Kontrollgruppe von Euro-Zone, EZB und IWF – wieder ins Land lassen. Die Gruppe überwacht im Auftrag der Geldgeber die Finanzpolitik Griechenlands und die Einhaltung der Vereinbarungen.
Derzeit sitzen die Euro-Beamten im Hilton-Hotel in Athen. Ihnen werden die Akten geliefert, sie dürfen nicht ins Ministerium. Doch auch das ändert sich: Die Troika (die offiziell nicht mehr so genannt werden soll) zieht nach BILD-Informationen bei dem Minister ein! Nächste Woche werden der Troika im Finanzministerium Büros eingerichtet. Und es kommen noch mehr Kontrolleure ins Land als früher!
Peinliche Glamour-Bilder
Nicht nur gegenüber der Eurozone hat Varoufakis verloren. Auch die Griechen, die ihn für seine ruppige und unkonventionelle Art gegenüber dem Rest Europas liebten, haben die Geduld verloren. Spätestens an diesem Freitag: Denn mitten in der Krise hat sich Varoufakis mit seiner Frau in Glamour-Bildern für das französische Magazin „Paris Match“ ablichten lassen. Das Land liegt darnieder, der Finanzminister findet kein Geld, aber Zeit für Glamour-Fotos! Dem Rest mag es dreckig gehen, ihm offenbar nicht.
Schon kurz vor den letzten Verhandlungen über eine Verlängerung des Hilfspakets für Griechenland hatte Varoufakis für Schlagzeilen gesorgt: Er hatte sich im Theater in aller Ruhe „Fröhliche Tage“ angesehen.
Schon seit Tagen hatte nach BILD-Informationen Regierungschef Tsipras versucht, seinen Finanzchef zu zügeln. So sollte Varoufakis nach Möglichkeit auf seine auffälligen Auftritte verzichten.
Πηγή
Δεν υπάρχουν σχόλια:
Δημοσίευση σχολίου