Δευτέρα 24 Φεβρουαρίου 2014

Schuldenkrise befällt nun nordeuropäische Länder


24/2/2014

Von Dorothea Siems

Die Euro-Krise steht laut Ökonomen kurz davor, auch Finnland und Belgien zu infizieren. Zudem zeigen neue Zahlen, dass sich die Kreditfähigkeit von Italien und Griechenland bedrohlich verschlechtert.

Erstmals weisen laut einer Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP) auch Belgien und Finnland eine abnehmende Kreditfähigkeit aus. Der Think Tank berücksichtigt in seinem Default-Index zum einen die Verschuldung des privaten und des öffentlichen Sektors im Ausland. Der gesamtwirtschaftliche Finanzierungssaldo bildet hierbei den Nettokapitalimportbedarf einer Volkswirtschaft.

Die europäische Schuldenkrise droht sich trotz der momentanen Ruhe an den Finanzmärkten auf weitere Länder auszuweiten. Denn erstmals weisen nun auch Belgien und Finnland eine abnehmende Kreditfähigkeit aus, heißt es in einer neuen Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP), die der "Welt" vorab vorlag.

"Nunmehr sind also auch nordeuropäische Länder befallen", stellen die Ökonomen fest. Vor allem Finnland galt bislang als Hort der Stabilität. "Auch wenn Finnland und Belgien keine Schwergewichte sind, ist es doch besorgniserregend, dass nun auch Länder in Nordeuropa zu Problemländern werden", sagte CEP-Vorstand Lüder Gerken. In beiden Ländern gebe es seit Jahren einen kontinuierlichen Abwärtstrend.

Der vom CEP berechnete "Default-Index 2014", der die Kreditfähigkeit der EU-Mitglieder misst, zeigt zudem, dass sich Italiens Lage immer mehr zuspitzt. Das Gleiche gilt für Griechenland. Die Ökonomen sehen kaum Chancen, dass es den Griechen möglich sein wird, ihre Auslandskredite jemals zurückzuzahlen. Sorgen bereitet den Europa-Experten zudem Frankreich. Positiv beurteilen sie dagegen die Entwicklung in Irland und Spanien.

Der Freiburger Think Tank berücksichtigt in seinem Default-Index nicht nur die Verschuldung des privaten und des öffentlichen Sektors, sondern auch die Investitionstätigkeit in dem jeweiligen Land. Schließlich sei die Solidität der gesamten Volkswirtschaft ausschlaggebend, heißt es in der Studie.

Denn die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten beeinflusse die Kreditfähigkeit eines Landes. Die kapazitätssteigernden Investitionen dienen den Forschern als Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft.

Griechen leben weit über ihre Verhältnisse

In Griechenland gibt es laut CEP, anders als es offizielle Angaben aus Athen suggerieren, keinerlei Besserungstendenzen. "Die Kreditfähigkeit des Landes verfällt weiter und zwar deutlich schneller als die aller anderen Euro-Länder", stellen die Forscher fest. Im Vergleich zum Jahr 2012, als sich leichte Konsolidierungserfolge zeigten, hat sich die Lage 2013 nach CEP-Berechnungen sogar wieder verschlechtert.

Zwar sei der Netto-Kapitalimport im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Doch statt beim Konsum zu sparen, seien lediglich die Investitionen im Land weiter zurückgegangen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Chancen auf künftiges Wachstum reduziert habe.

Nach wie vor leben die Griechen weit über ihre Verhältnisse. "Die griechische Konsumquote – gemessen in Prozent des verfügbaren Einkommens – ist die höchste nicht nur im Euro-Raum, sondern in der gesamten Europäischen Union", kritisieren die Autoren.

Schon seit 2002 liege sie kontinuierlich über 100 Prozent und sei im vergangenen Jahr sogar erneut angestiegen. Dies bedeutet, dass sich Griechenland immer stärker im Ausland verschuldet, um seine Konsumausgaben finanzieren zu können, wodurch sich die finanzielle Schieflage immer mehr verschärft.

Ohne eine drastische Absenkung der Konsumquote sei es für das Land unmöglich, seine Kreditfähigkeit wiederzuerlangen, mahnen die CEP-Ökonomen. Doch für einen solchen Sparkurs gebe es keinerlei Anzeichen. Und so verfalle derzeit die Kreditfähigkeit deutlich schneller als in allen anderen Ländern, weshalb Griechenland auf absehbare Zeit auf die Hilfe anderer Staaten angewiesen sein werde.

Keine Besserung in Italien

Italien ist das zweite Krisenland, das keinerlei Besserung zeigt. Im Gegenteil. Seit mehr als vier Jahren erodiere die Kreditfähigkeit der drittgrößten Volkswirtschaft im Euro—Raum. 2013 habe sich der Verfall der Kreditfähigkeit sogar wieder beschleunigt, so die Studie. Zwar stehe Italien noch deutlich besser da als Griechenland.

"Problematisch ist jedoch die Dauer der Erosion, da auch mit zunehmender Dauer die Insolvenzgefahr steigt." Schon seit 2002 führt Italien unter dem Strich mehr Kapital ein, als es ausführt. Hinzu kommt, dass auch Italiens Konsumquote mittlerweile das verfügbare Einkommen im Land übersteigt.

Die kapitalsteigernden Investitionen waren dagegen negativ, das heißt, die Abschreibungen übertrafen die Investitionen. Ein schrumpfender Kapitalstock aber mindert die Wirtschaftskraft eines Landes und erschwert somit die Rückzahlung der ausländischen Kredite.

Wie dramatisch die Lage für die Italiener inzwischen ist, zeigt sich daran, dass neben Italien derzeit nur Griechenland und Portugal einen abnehmenden Kapitalstock aufweisen. Angesichts der bisherigen Reformverweigerung Roms haben die Autoren wenig Hoffnung, dass der Verfall der italienischen Kreditfähigkeit gestoppt wird.

CEP-Vorstand Gerken beklagt, dass infolge der Unterstützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) der Druck der Finanzmärkte auf die Krisenländer stark nachgelassen habe und Reformen seither ausblieben. "Das wird die Euro-Zone früher oder später einholen", warnt der Ökonom.

Belgien und Finnland sind in den Abwärtssog geraten

Als Alarmsignal wertet es das Institut, dass mit Belgien und Finnland 2013 zwei nordeuropäische Länder in den Abwärtssog der Euro-Krise geraten sind. Noch verfügten beide Staaten per Saldo über Auslandsvermögen, sodass die Schuldentragfähigkeit noch nicht unmittelbar bedroht sei. Doch die Konsumquote sei sowohl in Belgien als auch in Finnland deutlich zu hoch. Belgien sei bereits 2012 vom Kapitalexportland zu einem Kapitalimporteur geworden. Gleichzeitig aber seien die Investitionen zurückgegangen.

Finnland attestieren die Experten gleichfalls eine deutlich zu hohe Konsumquote. Das Land ist seit dem Jahr 2011 Kapitalimporteur. Da zudem die Investitionstätigkeit seit Jahren gering ist, erodiert die Kreditfähigkeit des Landes. Ein negativer Trend, "der dringend gestoppt und ins Gegenteil verkehrt werden muss", mahnen die Ökonomen.

Sorgen bereitet auch Frankreich, das schon seit dem Jahr 2005 Schulden im Ausland macht. Zwar sank 2013 der ausländische Kreditbedarf. Doch sparen die Franzosen ausschließlich an den Investitionen, statt am Konsum, weshalb sich die Kreditfähigkeit nicht verbessert.

Die Regierung in Paris müsse umgehend Reform- und Konsolidierungsmaßnahmen ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft und damit auch die Kreditfähigkeit des Landes wieder zu erhöhen, mahnen die Autoren. Schließlich sei Frankreich als zweitgrößter Zahler für die Stabilität des Euro-Raums von überragender Bedeutung. Immerhin zeigten jüngste Äußerungen des Präsidenten François Hollande, dass Frankreich diese Notwendigkeit zumindest erkannt habe.

Irland und Spanien mit gestiegener Kreditfähigkeit

In Irland und Spanien ist man schon weiter. Infolge eines konsequenten Reformkurses weisen die beiden einstigen Wackelkandidaten inzwischen eine gestiegene Kreditfähigkeit auf. In Irland beschleunigte sich die positive Entwicklung, die laut CEP bereits seit 2010 zu beobachten ist, im vergangenen Jahr noch einmal deutlich.

Die Iren haben ihren Konsum massiv eingeschränkt und ihre Auslandsverschuldung abgebaut. Allerdings sind die Investitionen fast auf Null gesunken, was die künftigen Wachstumschancen beeinträchtigt.

Auch Spanien gilt wieder als kreditwürdig. 2013 hat das Land erstmals seit Einführung des Euros Kapital exportiert, nachdem es in den Jahren zuvor hohe Auslandsschulden aufgebaut hatte. Die Investitionsquote ist höher als in anderen Euro-Krisenstaaten. Nach wie vor aber konsumieren die Spanier zu viel, monieren die Autoren. Weitere Sparmaßnahmen und Reformen seien nötig, um die Staatsschulden und die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Portugal attestieren die CEP-Experten ebenfalls Konsolidierungsfortschritte. Zwar erodiere die Kreditfähigkeit noch immer, doch immerhin langsamer als in den vergangenen Jahren. Das Institut bezweifelt, dass es dem Land gelingen wird, ohne weitere Finanzhilfen auszukommen, wenn das Anpassungsprogramm in diesem Sommer ausläuft.

Deutschland steht ebenso wie die Niederlande, Österreich oder die baltischen Staaten solide da. Allerdings sind hierzulande die Investitionen rückläufig. Die Investitionsquote war 2013 so niedrig wie zuletzt im Krisenjahr 2009. Gerken warnt zudem, dass die Bundesregierung mit dem angekündigten Mindestlohn und dem teuren Rentenpaket die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwäche.

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