24/2/2014
Der US-Anleger George Soros will mehr Geld in Europas Krisenbanken pumpen - und in Griechenland investieren. Diese Art Engagement brauche die Euro-Zone, sagte er dem SPIEGEL. Kanzlerin Merkel wirft der Investor Voreingenommenheit vor und vergleicht die deutsche Regierung mit der Tea Party.
Berlin/Brüssel - Der amerikanische Großinvestor George Soros glaubt an den Euro und will Geld in Europas Krisenbanken pumpen, weil nur der private Sektor für dauerhaften Aufschwung sorgen könne. "Die Europäische Zentralbank war sehr erfolgreich darin, Geld in die Banken der Währungsunion zu pumpen", sagte Soros SPIEGEL ONLINE. "Das Problem ist, dass der Finanzsektor es nicht in ausreichendem Maße an die Unternehmen weiterleitet. Dass die Notenbank diese Kreditklemme zu lösen versucht, ist vernünftig. Aber ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Ich sehe wenig Hoffnung, solange sich nicht mehr private Anleger in den Krisenstaaten engagieren."
Dafür sei er bereit, sich selbst zu engagieren, etwa in Griechenland: "Die wirtschaftlichen Bedingungen im Land haben sich verbessert. Jetzt geht es um die Frage, ob man dort dauerhaft Geld verdienen kann. Wenn das möglich ist, werden wir investieren. Ich glaube an den Euro, und deshalb freut sich mein Anlageteam, bald jede Menge Geld in Europa zu verdienen - indem wir etwa Geld in Banken pumpen, die dringend Kapital benötigen. Genau diese Art von privatem Engagement braucht die Euro-Zone jetzt, und wir wollen dazu beitragen."
Soros, der Interviewpartner des an diesem Montag erscheinenden SPIEGEL-Buches "Wetten auf Europa - Warum Deutschland den Euro retten muss, um sich selbst zu retten", hatte zuvor bereits im SPIEGEL heftige Kritik am Berliner Euro-Kurs geübt: "Die Lage der Euro-Zone bleibt sehr kritisch, das wissen die Deutschen doch auch. Die Sparpolitik, die Kanzlerin Merkel Europa aufgezwungen hat, war falsch. Sie hat die Krise unnötig verschärft. Inzwischen hat sich die Lage an den Finanzmärkten zwar beruhigt; aber von einem dauerhaften Aufschwung kann keine Rede sein. Ich fürchte, dass die Euro-Zone eine ähnlich lange Phase ökonomischer Stagnation erleben könnte wie Japan in den vergangenen 25 Jahren."
"Die Regierung Merkel verhält sich wie die Tea-Party-Bewegung"
Bei seiner Kritik greift Soros zu ungewöhnlichen Vergleichen. "Deutschland ist heute die ökonomische und politisch dominierende Macht Europas, aber es wird seiner gewachsenen Bedeutung nicht gerecht", sagte er. Die Bundesregierung müsste als wohlwollender Hegemon agieren, der nicht nur die eigenen Interessen, sondern auch die Belange jener Länder im Blick hat, die von ihm abhängig sind. Stattdessen verhält sich die Regierung Merkel wie die Tea-Party-Bewegung in den USA, die aus ideologischer Voreingenommenheit Transferleistung für die Schwächeren ablehnt."
Deutschland habe nicht nur vom Euro-Raum, sondern auch von der Krise massiv profitiert, so Soros, weil es sich derzeit etwa viel günstiger Geld leihen könne. Dennoch sei es nicht bereit, die notwendige Solidarität zu üben.
Von seinem früheren Werben für Euro-Bonds oder gar einem Austritt Deutschlands aus der Währungsunion ist der in Ungarn geborene Multimilliardär - dessen Quantum Fonds der erfolgreichste Hedgefonds aller Zeiten ist - mittlerweile abgerückt. "Euro-Bonds wären vor zwei Jahren hilfreich gewesen, als der Anleihezins in manchen südeuropäischen Ländern bei über sechs und in Deutschland bei unter zwei Prozent lag", sagte Soros. Heute hätten sich die Renditen wieder angenähert, dafür klafften die Wachstumsraten zwischen Nord- und Südeuropa auseinander. "Ich halte deshalb viel von dem Plan des französischen Finanzministeriums, ein gemeinsames Staatsbudget für die Euro-Zone zu schaffen. Ein Teil der nationalen Unternehmenssteuern würde nach Brüssel fließen, wo sie die EU-Kommission gezielt zur Wirtschaftsförderung im Süden des Kontinents einsetzen könnte."
Düster äußerte sich Soros im Gespräch zur Lage in Griechenland, wo er für einen Schuldenschnitt warb: "Jeder weiß doch, dass Griechenland seine Verbindlichkeiten niemals zurückzahlen kann. Natürlich kann ich Forderungen verstehen, dass erst mal die griechischen Reichen ihren Beitrag leisten sollen. Das Problem ist nur, dass die vermögenden Griechen ihr Geld längst außer Landes geschafft haben. Meine Sorge gilt den Normalverdienern in Griechenland, die seit sechs Jahren unter einer schweren Rezession leiden. Die Wut der Menschen ist derart groß, dass sich heute mehr Neonazis in Griechenland finden lassen als in Deutschland."
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