Παρασκευή 31 Οκτωβρίου 2014

S&P-Ökonom Paul Sheard: "Die EZB muss aggressiver eingreifen"


30/10/2014

Von Angela Hennersdorf

Paul Sheard, Chef-Ökonom der US-Ratingagentur S&P, warnt vor einer neuen Euro-Krise und fordert eine noch expansivere Geldpolitik der EZB.

WirtschaftsWoche: Mr. Sheard, Ihre Ratingagentur hat gerade den Ausblick für Frankreich von stabil auf negativ geändert und die Kreditwürdigkeit von Finnland um eine Stufe gesenkt. Stehen wir vor der nächsten Krise in Europa?

Sheard: Es besteht ein augenfälliges Risiko einer neuen Rezession in Europa. Die ökonomischen Bedingungen sind alarmierend: anhaltend niedrige Inflation, kaum Wachstum, hohe Arbeitslosenzahlen. In der Euro-Zone rechnen wir nur noch mit einem Wachstum von einem Prozent in diesem und von 1,4 Prozent im kommenden Jahr.

Wann senken Sie den Daumen über Deutschland?

Die Entwicklung in Deutschland ist nicht erfreulich. Die Wirtschaft stagniert. Politiker in ganz Europa sollten sich darum kümmern, eine neue Rezession zu verhindern. Eine Krise entsteht ja nicht über Nacht, das ist ein schleichender Prozess.

Die Politik kommt allerdings mit strukturellen Reformen nicht voran. Stattdessen soll es die Europäische Zentralbank richten. Kann die EZB mit einer immer lockereren Geldpolitik Europa aus dem Wachstumstief helfen?

Alle großen Zentralbanken stehen derzeit zu sehr im Rampenlicht. Da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt und analysiert. Die Notenbanken werden kritisiert, dass sie zu viel tun oder zu wenig – je nachdem, von welcher politischen Seite die Attacke kommt. Notenbanken sollten sich auf ihr Mandat konzentrieren. Die EZB hat ein primäres Mandat. Das lautet, für Preisstabilität zu sorgen. Sie hat aber noch ein zweites Mandat, das weniger Aufmerksamkeit bekommt.

Und das wäre?

In den europäischen Verträgen ist festgeschrieben: Die EZB muss mit ihrer Geldpolitik zu den Zielen der EU beitragen. Dies sind Ziele wie Vollbeschäftigung sowie der soziale und wirtschaftliche Zusammenhalt in Europa. Man kann darüber diskutieren, wie viel Gewicht die Notenbank auf diese Ziele legen sollte. Aber es überrascht mich, dass dieser Aspekt kaum eine Rolle spielt.

Was bedeutet das für die Geldpolitik der EZB?

Sie muss auch auf die Arbeitslosenquote schauen und sich fragen: Setzen wir die richtigen geldpolitischen Instrumente ein, mit denen wir die Entwicklung in der Euro-Zone positiv beeinflussen können, ohne vom Primärziel der Preisstabilität abzuweichen?

Und? Erfüllt die EZB das?

Vom primären Mandat der Preisstabilität – mit einer Inflationszielrate von rund zwei Prozent – wie auch von ihrem sekundären Mandat ist die EZB meilenweit entfernt. Die Inflationsrate in der Euro- Zone liegt bei 0,3 Prozent, die Arbeitslosenquote im Durchschnitt bei über elf Prozent. Die Notenbank muss mehr machen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie muss aggressiver eingreifen.

Die Zinsen liegen bereits am Nullpunkt. Da bleibt nur die Ausweitung der Bilanz, die sogenannte quantitative Lockerung. Und damit ein weiteres Anwerfen der Notenpresse...

Quantitative Lockerung ist nötig. Was die EZB bisher gemacht hat, ist die Einführung eines negativen Einlagenzinses. Doch der ist gar kein „echter“ negativer Zins, weil der Hauptfinanzierungszins immer noch bei fünf Basispunkten liegt. Anders als die Fed war die EZB bisher zurückhaltend mit der Ausweitung der Bilanz. Mit der Ankündigung, forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) zu kaufen, hat sie endlich einen Kurswechsel vorgenommen.

Dieser Schritt wird von vielen Experten scharf kritisiert. Die EZB hat den Banken zudem bereits Milliarden über langfristige Kredite zur Verfügung gestellt – ohne nennenswerte Effekte auf die Realwirtschaft.

Bei den sogenannten TLTROs hat die EZB den Banken die Entscheidung überlassen, wie sie diese günstige Refinanzierungsmöglichkeit nutzen. Es hat sich gezeigt, dass diese Kreditlinien die Bilanz der EZB nicht sehr ausgeweitet haben.

Halten Sie den Kauf von ABS und Pfandbriefen ernsthaft für den richtigen Weg?


Die Theorie moderner Geldpolitik besagt, dass sich mit quantitativer Lockerung finanzielle Bedingungen verbessern lassen. Ich weiß, Bundesbank-Präsident Weidmann hält nichts von ABS-Käufen, weil sich die EZB damit Kreditrisiken in die Bilanz holt. Er hält auch nichts von Staatsanleihenkäufen.

Und? Finden Sie seine Argumente so falsch?

Die EZB sollte nicht direkt Staatsanleihen von Regierungen einzelner Euro-Länder kaufen. Das ist tatsächlich direkte Staatsschuldenfinanzierung. Wenn aber alle geldpolitischen Instrumente zu gefährlich sind, um sie zu nutzen, und eine Notenbank am besten gar nichts machen soll, dann signalisiert sie: Wir sind hilflos, wir können unser Mandat nicht erfüllen.

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