27/8/2014
„Auf dem Höhepunkt der Macht“ lautete der Titel des Cicero-Foyergesprächs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke und dem Schweizer Journalisten Frank A. Meyer sprach sie über die Andersartigkeit russischen Denkens, Deutschlands Rolle in der Welt und ihr ganz persönliches Tempo bei Entscheidungsprozessen
Die Konflikte werden nicht weniger: Ukrainekrise, Isis-Terror und auch die Folgen der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise sind noch lange nicht ausgesessen. Deshalb fordert Merkel ein einheitliches Agieren der Europäischen Union. „Ich will, dass Europa seine Verteidigungsanstrengungen und wehrtechnische Industrien besser bündelt“, antwortet Merkel auf die Frage, ob Europa angesichts der weltpolitischen Lage nicht einer gemeinsamen Armee bedürfe.
Der Skepsis gegenüber einem in der Welt aktiven Deutschland entgegnet Merkel, die Bundesrepublik müsse weiterhin eine aktive Außenpolitik betreiben. „Europa erwartet, dass wir uns nicht einfach nur schützen lassen, sondern auch einen Beitrag leisten, anderen zu helfen.“
Deutsche Mitverantwortung im Irak
Deutschland dürfe auch keine passive Haltung gegenüber der Situation im Irak einnehmen. In einer immer stärker globalisierten Welt sei man „nicht entkoppelt“, erklärt sie. „Der Islamische Staat hat nach unserer Einschätzung etwa 20.000 Kämpfer, davon 2000 aus Europa. Davon wahrscheinlich 400 aus Deutschland“, sagte Merkel. Da könne man nicht einfach sagen, Deutschland hätte damit nichts zu tun.
Putins andere Art zu denken
Auch in der Ukraine habe man keine Zeit zu vertun. „Wir können nicht die Unterstützung versagen aus Angst, es könnte schwierig werden“, sagt Merkel. Auf die Frage, ob sie einen guten Draht zum russischen Präsidenten Wladimir Putin habe, erklärt Merkel süffisant: „Eine ganz normale Telefonverbindung. Wir telefonieren häufig.“ Sie attestiert Russland eine Ungleichzeitigkeit und eine andere Art des Denkens. „Russland denkt in Interessensphären und Einflussbereichen, wie wir das nicht kennen.“
Demokratie hat ihre eigene Geschwindigkeit
Die Demokratie, so Merkel, dürfe sich aber nicht dem Zeitdruck beugen, den Krisen oder der Hochfrequenzhandel erzeugten. Zwar könne die Demokratie schnell sein, wenn sie wolle. „Aber nicht alle Entscheidungen müssen so schnell getroffen werden, wie gefordert wird.“
Politiker dürften sich nicht vor sich hertreiben lassen. „Die Kraft, den eigenen Rhythmus zu finden, gehört heute mehr dazu als früher“, sagt Merkel. Ihre eigene Entscheidungsfindung mache sie auch nicht von der Geschwindigkeit abhängig. „Erst wenn ich fertiggedacht habe, kann ich mich entscheiden.“
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