30/12/2014
Griechenland ist faktisch pleite - und keinen interessiert's. Drei Gründe für die neue Coolness der Investoren.
Griechenland steckt wieder in der Krise - doch der Rest der Eurozone zuckt nur mit den Schultern. Auch Investoren und Spekulanten an den Finanzmärkten zeigen sich weitgehend unbeeindruckt von den angesetzten Neuwahlen zum Parlament. Dabei hatte der Chef des linksgerichteten Bündnisses Syriza, Alexis Tsipras, doch gedroht, "die Märkte nach der Musik Griechenlands tanzen zu lassen", sollte seine Partei gewinnen. Und vieles deutet auf einen möglichen Wahlsieg der Linken hin. Tsipras droht gar damit, die Gläubiger des Landes zu einem Verzicht auf gewährte Hilfskredite zu zwingen.
Noch vor zweieinhalb oder drei Jahren hätte ein solches Szenario an den Finanzmärkten Panik ausgelöst. Damals fürchtete man, ein Schuldenschnitt in Griechenland werde auch andere Krisenländer der Eurozone in Bedrängnis bringen. Entsprechend verlangten die Investoren plötzlich hohe Risikoaufschläge für italienische oder spanische Staatsanleihen.
Mittlerweile sieht das ganz anders aus. Am Dienstag, einen Tag nach dem neuen Griechenland-Schock, wurde Italien seine zehnjährigen Staatsanleihen so günstig los wie nie zuvor. Lediglich 1,89 Prozent Zinsen musste das Land den Investoren bieten. Das Vertrauen, dass die Regierung in Rom das Geld zurückzahlt, ist offenbar ziemlich groß.
Auch manche Experten sehen die Lage gelassen. Selbst das einstige Horrorszenario des "Grexits" - ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone - hat offenbar seinen Schrecken verloren. "Ich glaube, die Währungsunion könnte heute einen Austritt Griechenlands verkraften", sagte Michael Hüther, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, der "Welt". "Die Ansteckungseffekte auf andere Länder wären gering."
Was also hat sich geändert seit den Hochzeiten der Eurokrise?
Das Versprechen der EZB
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Finanzmärkten klargemacht, dass sie den Euro verteidigen will. EZB-Präsident Mario Draghi trug im Juli 2012 mit seinen bekannt gewordenen Worten, man werde "alles Erforderliche" tun, um den Euro zu retten, erheblich zur Beruhigung der Lage an den Finanzmärkten bei. Seitdem hat die EZB ihre Geldpolitik deutlich gelockert und die Leitzinsen auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt.
Die Märkte stellen sich auf eine weitere Geldspritze ein, denn trotz der bisherigen Lockerungsmaßnahmen der EZB zeigt die Wirtschaft in der Eurozone kaum Wachstum, und die Inflation ist weit vom Ziel der Währungshüter von knapp zwei Prozent entfernt. Die meisten Experten gehen daher davon aus, dass die EZB im ersten Quartal des kommenden Jahres den breit angelegten Kauf von Staatsanleihen verkünden wird. Dank dieser Käufe dürften die Euro-Mitgliedsländer ihre Staatshaushalte zu besseren Konditionen finanzieren können. Das würde nicht nur Griechenland zugutekommen.
Der Rückzug der europäischen Banken
Beim Ausbruch der Eurokrise im Jahr 2010 fürchteten die Kapitalmärkte vor allem die Auswirkungen einer griechischen Staatspleite auf den europäischen Bankensektor. Besonders die französischen Großbanken BNP Paribas und Société Générale waren damals stark in dem Land engagiert. Im Frühjahr 2012 verzichteten private Gläubiger Griechenlands, darunter auch Banken, auf die Rückzahlung von 100 Milliarden Euro Schulden. Heute sind die meisten europäischen Banken dagegen nicht mehr nennenswert in Griechenland engagiert.
Die Erfolge der übrigen Krisenländer
Neben Griechenland mussten während der Euro-Krise auch Portugal, Irland und Zypern gestützt werden. Spanien erhielt Milliardenhilfen für seine angeschlagenen Banken. In den meisten dieser Länder hat sich die Lage seitdem verbessert. Portugal und Irland haben ihre Staatsfinanzen aufpoliert. In Spanien ist die Wirtschaft zuletzt wieder kräftig gewachsen. Nur in Frankreich und Italien sind kaum Fortschritte zu verzeichnen. Hier drohen am ehesten neue Krisen.
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