Κυριακή 22 Μαρτίου 2015

Grexit-Talk bei Maybrit Illner: "Plötzlich brennt der Kittel"


20/3/2015

Von Mathias Zschaler

Die Griechenland-Krise hat sich zu einem Drama mit düsteren Drohkulissen und aufgeheizter Rhetorik entwickelt, was auch in den einschlägigen TV-Debatten nicht ohne Folgen bleibt. Meist gibt dort ein gewisser Soundmix aus Monotonie und Kakophonie den Ton an.

Umso wohltuender ist es, wenn jenseits aller Hysterie um griechische Stinkefinger und deutsche Zeigefinger auch einmal ein gewisses komödiantisches Element zum Tragen kommt, so wie das bei Maybrit Illner der Fall war. Endlich wurde die abgedroschene Floskel von den Hausaufgaben einmal vermieden, zumindest seitens der Gäste. Und zum Schluss gab es sogar Entwarnung hinsichtlich der Frage des Abends, ob es denn nun zum Grexit respektive dessen ungeplanter Variante, dem Graccident, kommt.

Anders gesagt: Es ging in dieser Runde nicht nur teilweise recht munter zu, was unter anderem Athanasios Marvakis zu verdanken war, seines Zeichens Professor für Sozialpsychologie, sondern auch meist relativ moderat, was den Austausch der Argumente betraf.

Sympathien von den Grünen

Diejenigen des temperamentvollen Wissenschaftlers aus Thessaloniki entsprachen an plakativer Eindeutigkeit in etwa der Farbe seines knallroten T-Shirts. Aber mit seiner scharfen Philippika gegen die bisherige Euro-Politik, die die Reichen nur noch reicher und die Armen ärmer mache ("genau wie bei Ihnen in Deutschland"), seiner Verteidigungsrede für das bisherige Agieren der Tsipras-Regierung und seinem Plädoyer dafür, ihr eine Chance und damit vor allem Zeit zu geben, stand er keineswegs ganz so allein, wie vielleicht zu vermuten gewesen wäre.

Sympathiebekundungen von der Vizefraktionschefin der Grünen, Kerstin Andreae, die nicht zuletzt auch dem humanitären Nothilfeprogramm für die Allerärmsten galten, gab es ohnehin. Unionsfraktionschef Volker Kauder hatte schon frühzeitig die Devise ausgegeben, dass nun allmählich doch wohl verbale Abrüstung notwendig sei und hielt sich auch selbst daran, indem er sich im Wesentlichen auf das Mantra der unerlässlichen Vertragstreue und Verlässlichkeit beschränkte und, wie die anderen in der Runde auch, auf die immer wieder angemahnten Modernisierungsmaßnahmen und Strukturreformen pochte. Es klang aber nicht übermäßig schulmeisterlich.

Und hätte Frau Illner selbst nicht irgendwann das Wort von den Hausaufgaben ins Spiel gebracht, wäre es diesmal wohl gar nicht gefallen. Worin die im Einzelnen bestehen - vom Ausbau eines Steuersystems bis hin zum Katasterwesen -, wurde auch hier wieder aufgelistet, dürfte aber inzwischen allseits bekannt sein, ebenso wie die Tatsache, dass das Land vor allem attraktiv für Investoren werden muss, um seine eigene Wirtschaftskraft zu erlangen.

Christoph M. Schmidt, Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, räumte derweil besonnen und sachlich mit verschiedenen "Missverständnissen" auf und wies darauf hin, dass es ja bereits weit größere Fortschritte gegeben habe, als heute mancher wahrhaben wolle, Griechenlands Schuldendienst aktuell ein eher geringes Problem darstelle und Athen "komplett überzieht", wenn es glaube, mit dem Austritt drohen zu können.

"Die Linken müssen liefern"

Dass dieser mittlerweile finanzpolitisch durchaus für die Eurozone verkraftbar sei und keineswegs zum gern zitierten Einsturz des Kartenhauses führen müsse, darüber herrschte Konsens - aber eben auch darüber, dass der politische Preis Europas hierfür unverantwortlich hoch wäre. Und damit wurde die ziemlich alarmistische Titelfrage der Sendung, ob nur noch der Grexit als letzter Ausweg bleibe, am Ende doch ein wenig entdramatisiert, mochte auch der griechische Professor finster orakeln: "Der Euro geht von selber den Bach runter."

Es war Frank Lehmann, der altgediente Börsenexperte, der das erwartungsgemäß anders sah: "Im Kern ist der Euro stabil." Vor allem aber verstand er es auf seine unnachahmliche Art, als burschikoser Mittler und eine Art heiter-ruhender Pol immer wieder für besonders erhellende Momente zu sorgen. Ja, die Austeritätspolitik der Troika, der obendrein jede demokratische Legitimation gefehlt habe, sei gescheitert. Und es gehe jetzt auch "nicht nur um Euro und Cent, sondern um Politik", da habe Athen völlig Recht.

Aber es sei im Grunde "eine Schande", dass das alte Kulturvolk der Griechen nun mit der Marktwirtschaft praktisch "bei null" anfangen müsse. "Plötzlich brennt der Kittel", weil das Geld ausgehe, und vielleicht solle der Herr Varoufakis jetzt endlich einmal aufhören, "täglich dreißigtausend Interviews zu geben." Kapital-Kenner Lehmann: "Die Linken müssen liefern."

Und eine generelle Einschätzung der Krise mit ihrem speziellen deutsch-griechischen Konfliktpotenzial hatte er gleichfalls parat. Eigentlich finde er das alles richtig spannend. "Endlich kommt mal Leben in die Bude." Meistens sei die Politik ja eher langweilig. Das wollte Kauder aber dann doch nicht auf sich sitzen lassen und erlaubte sich leicht pikiert den Hinweis, dass im Bundestag sehr wohl lebhaft diskutiert werde.

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